Die Procain- Basen- Infusion – zwei Behandlungsberichte
Ein wesentlicher Bestandteil der Neuraltherapie sind die „Spritzen“ (Injektionen). Diese werden entweder am Ort der Beschwerden verabreicht (lokus dolendi = Schmerz Ort) oder an Regulationszentren des vegetativen Nervensystems, wie an den Sympathicus-Nerv (zB an den „plexus lumbalis“ am Rücken) oder an den Gegenspieler, den Vagus-Nerv (zB an den plexus thoracalis an der unteren Öffnung des Brustkorbs).
Eine weitere sehr wichtige Behandlungsmöglichkeit ist die Procain- Basen- Infusion (PBI). Mit dieser Infusion wird sowohl Procain (das Hauptmittel der Neuraltherapie) als auch Basen in den Körper eingebracht, weil sich diese Kombination sehr bewährt hat.
Was ist daran so besonders?
Procain ist ursprünglich ein lokales Betäubungsmittel. Wenn dieses Betäubungsmittel in höherer Menge gegeben wird, dann wirkt das über den Blutkreislauf auch auf das Gehirn und kann dort benommen machen und auch zu (vorübergehenden) Ausfallserscheinungen führen. Viele Patienten bemerken bei einer Behandlung mit einer größeren Menge von Procain, dass Sie sich schwindelig fühlen und nicht mehr so gut sprechen können, weil das Sprachzentrum reduziert arbeitet.
Wenn nun die direkte Procainmenge weiter erhöht werden würde, dann wären weitere unerwünschte Nebenwirkungen die Folge, bzw. eine Zunahme der ggf. bereits aufgetretenen Nebenwirkungen. Hier kann nun die PB- Infusion gut eingesetzt werden, weil Procain mit Basen kombiniert wird.
Basen (Bikarbonat) führen zum einen dazu, daß die Procain-Wirkung auf das Gehirn abgemildert wird. Zum anderen entsäuern Basen aber das Gewebe (man spricht vom „Säure- Basen- Gleichgewicht“), das zB bei langanhaltenden Schmerzen allmählich „umkippt“ und „sauer“ wird. Durch die Zufuhr von Basen kann also das Milieu im Gewebe wieder ausgeglichen – gepuffert“ – werden, sodaß der Körper sich selber besser reparieren (heilen) kann. Oft wird das dann auch sinnvoll begleitet durch die zusätzliche Einnahme von Basentabletten.
FAZIT:
Die PBI kann eingesetzt werden, umzum einen die Wirkung weiter zu verstärken und zu vertiefen wie zB für die Entsäuerung oder um bei Schmerzpatienten eine tiefergehende Wirkung zu erzielen. Bei chronischen Schmerzen kommt es immer wieder nach ca. 3 Wochen zu einer Schmerzeingrabung im Gehirn (Engramm). Und das führt dann leider dazu, daß die Schmerzempfindung bleibt, auch wenn es gelingt, die eigentliche Schmerzursache zu beseitigen.
Zum anderen aber auch, um die möglichen Nebenwirkungen einer notwendigen größeren Menge von Procain abzumildern. Die Kombination führt in der Folge zu einer Wirkungsverstärkung, weil auch die Basen durch die Durchblutungsverbesserung durch das Procain tiefer in das Gewebe eindringen können.
ZWEI FÄLLE AUS DER PRAXIS:
FALL 1: 50- jähriger Musiker (Gitarrist) kann seine Hände kaum mehr bewegen, auch die Beine werden zunehmend schwerer. Das Musizieren wird zunehmend unmöglich, auch Treppensteigen. Die von der Universitätsklinik angebotenen Therapien sind neben einer Hochdosis- Cortison- Infusions- Therapie die lebenslange Einnahme von Cortison und das Aufdosierungen der Schmerz- und Entzündungsmedikation und schliesslich monoklonale Antikörper.
Nachdem der Patient das nicht wollte, Suche nach Alternativen. Nach einer Serie von 15 PBI in steigender Konzentration udn lokalen Procaininjektionen an die Gelenke und an die Umschaltpunkte des Vegetativen Nervensystems kommt es zu einem erheblichen Schmerzrrückgang und Wiedererlangen der Beweglichkeit in allen Gelenken mit minimalen Restbeschwerden in den Füssen. Nach weiteren Behandlungsserien komplette Beschwerdefreiheit – KEINE weitere Medikation! Sobald sich Gelenksteifigkeiten wieder ankündigen, sofortige Durchführung von 2- 3 PBI. Damit nun seit 5 Jahren dauerhaft Beschwerdefrei.
FALL 2: 20-jährige sehr sportliche Patientin kommt verzweifelt mit der Diagnose SKLERODERMIE. Das ist eine fortschreitende Krankheit, bei der sich allmählich durch Entzündungsprozesse die zur Verhärtung (=Sklerosierung) führen, das Bindegewebes immer weiter verändert, bis zur allmählichenVerkleinerung aller Körperöffnungen. Diese Krankheit zählt zum rheumatischen Formenkreis, wie zB auch Morbus Bechterew.
Durch eine Serie von PBI in Begleitung von lokalen ProcainInjektionen weitgehender Stillstand der Erkrankung.
ALLGEMEINE DARSTELLUNG DER NEURALTHERAPIE
Nachdem Procain ein lokales Betäubungsmittel ist, kann es die Region, in der es angewendet wird, vorübergehend „taub“ machen – und damit die Schmerzempfindung ausschalten.
Wir wenden das häufig an zB bei Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden, Kopfweh und Migräne, Arthrose, Rheuma etc…
Interessanterweise kann man über die Haut auch tieferliegende Organe mit behandeln, insofern kommt es häufig auch zur Regulation von gestörten Organen durch Neuraltherapie. Wir können so also den ganzen Körper behandeln! (Siehe weiter unten Behandlung im Segment)
Mit der Procain- Basen- Infusion (PBI) kann man sehr elegant eine tiefgehende, ursächliche Schmerzbehandlung und Entsäuerung im gesamten Körper erreichen.
Das ist sehr günstig zB bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Immunologischen Problemen, Arthrose, MS und auch zur allgemeinen Stoffwechselaktivierung und Entgiftung („Detox“).
Procain hat als Medikament eine direkte Wirkung auf die Zellen in der Umgebung: diese erhalten mehr Energie und können Ihre Arbeit dadurch besser verrichten- vielleicht so ähnlich wie das Aufladen einer Batterie.
Deshalb zählt Neuraltherapie zu den grundlegenden „revitalisierenden oder regenerativen Verfahren„. Viele Patienten kommen zunächst zur Schmerzbehandlung und stellen dann überrascht fest, daß Sie ausgeglichener sind (vegetatives Nervensystem) und viel mehr Energie haben…
Um das vegetative Nervensystem VNS zu erreichen, wird Procain in die Umschaltstellen des VNS injeziert, in der Regel an den Solar plexus auf der Bauchseite und an die Nebennieren bzw. an den Grenzstrang (N. Symphaticus) am Rücken.
Dadurch kommt es zu einer sehr tief gehenden Entspannung des VNS, zu einem Ausgleich: die permanente stressbedingte Überspannung (Sympatico-Tonus) geht zurück- und der Mensch kommt wieder zurück in das gesunde Wechselspiel zwischen Anspannung und Lösung. Damit kann die körpereigene automatische Reparatur in Ruhephasen (Vagotonus) wieder stattfinden- und die SELBSTHEILUNG funktioniert wieder.
Neuraltherapie hat eigentlich nichts mit Neurologie (Nervenheilkunde) zu tun. Bei Neuraltherapie wird ein Medikament: meist „Procain“ an bestimmte Stellen injeziert, um dort gewünschte Wirkungen auszulösen.
Die Neuraltherapie wurde in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts von den Gebrüdern Ferdinand und Walter Huneke entdeckt und zählt zu den Naturheilverfahren.
In grundlegenden Forschungen hatte u. a. Prof. Speranski (1936) die Bedeutung des vegetativen Nervensystems erkannt und die „Neural-Pathologie“ begründet, woraus dann der Name „Neural-Therapie“ entstand.
Es geht um die Wiederherstellung und Unterstützung der Selbstregulation des Organismus, die z. B. durch Störfelder wie Narben gestört sein kann. Grundprinzip ist die Injektion eines lokalen Betäubungsmittels meist 1% Procain (= Novocain) an bestimmte Stellen, wobei verschiedene Ziele erreicht werden sollen:
Hierbei wird das Procain direkt dorthin gespritzt, wo es weh tut, also z. B. am Rücken in die Muskeln, welche die Dornfortsätze umgeben. Man nennt dies auch „therapeutische Lokalanästhesie“ (TLA). Diese (sehr kurz andauernde) lokale Betäubung (Anästhesie) kann oft schon den Teufelskreis des Schmerzgeschehens durchbrechen (Schmerz führt zur Verkrampfung, dies führt zu verminderter Durchblutung mit Übersäuerung und dies führt wieder zu Schmerz) und damit die Schmerzursache beseitigen.
Procain erweitert außerdem die Gefäße, d. h. es strömt mehr Blut in die behandelte Region, viele Patienten haben ein Wärmegefühl oder ein Gefühl von Leichtigkeit (z. B. sehr gut bei Diabetes mellitus-bedingter Durchblutungsstörung oder bei „Myogelosen“ Muskelschmerzen aufgrund von Verspannungen).
In der Medizin sind die sogenannten „Headschen Zonen“ bekannt: Während der Embryonalentwicklung entstehen die Anlagen für innere Organe aus der gleichen Region wie bestimmte Muskeln am Rücken. Nun kann man umgekehrt über diese Muskelareale auf der Rückenhaut auch die dazugehörigen inneren Organe behandeln.
Dies ist eine der aufsehenerregendsten Entdeckungen der Gebrüder Huneke. Bei der Behandlung einer vernarbenden Knochenhautentzündung am rechten Schienbein verschwanden völlig überraschend auch Beschwerden an der linken Schulter. Hier hatte eine Narbe als sogenanntes „Störfeld“ die normale Grundregulation des Organismus derart nachhaltig gestört, dass der Schulterschmerz die Folge war. Erst durch das „Ausschalten“ des Narbenstörfeldes konnte die normale Regulation wieder stattfinden. Wir stellen diesen Effekt der Beschwerdeauslöschung binnen Sekunden auch bei der Injektion in die Vene der Ellenbeuge fest.
Das vegetative Nervensystem steuert alle unbewusst ablaufenden Vorgänge im Körper, wie Verdauung, Herzschlag etc. Deshalb heißt es auch „autonomes“ Nervensystem. Es besteht aus zwei Anteilen, dem Sympaticusnerven (wird aktiviert bei Streß und Anspannung) und dem Parasympaticusnerven (wird aktiviert bei Ruhe und Erholung, auch Vagus-Nerv genannt). Mit Procain kann nun das vegetative Nervensystem direkt behandelt werden. Procain wirkt sympatholytisch, d. h. dämpfend auf die Wirkung des Nervus Sympathicus, der „überspannte Streßnerv“ wird gelöst. Das bedeutet, dass die Selbst-Steuerung der Gewebe erleichtert wird, das vegetative Nervensystem kann seinen Aufgaben leichter nachkommen. Zusammengefasst: Procain wirkt also über die Nervenfasern des vegetativen Nervensystems und löst die „Sympathikusverkrampfung“. Damit wir die Selbstheilung erleichtet bzw. ermöglicht.
Wer kennt das nicht, das Gefühl, abgespannt zu sein, müde und ohne Schwung. Mit Procain können den Zellen elektrische Ladungen zugeführt werden, vergleichbar mit einer Batterie, die aufgeladen wird. Der Mechanismus läuft über die Mitochondrien, die „Kraftwerke“ der Zellen. Procain stimuliert ein
wichtiges Enzym (Cytochrom P-450), welches an der Energiegewinnung in den Zellen (über ATP) direkt mitwirkt; die Zelle kann somit leichter ATP herstellen.
Das hat den Effekt wie das „Aufladen einer Batterie“ oder mehr „Schwung unter den Flügeln“ zu haben. Die Widerstandskraft und die Spannkraft erhöhen sich, man ist „fitter“ und wird weniger leicht krank. Frau Prof. Dr. Aslan, eine rumänische Ärztin, hat diese Therapierichtung als „ASLAN KUR“ in den siebziger Jahren bekannt gemacht, sie gilt heute noch als „Jungbrunnen“ z. B. für Filmstars.
Prof. Dr. Ana Aslan, Bildquelle: http://www.ecouri.go.ro/
Sehr selten kommt es zu Unverträglichkeiten, die meistens auf das gesetzlich vorgeschriebene Konservierungsmittel in den Durchstichfläschchen zurückzuführen sind. In diesem Fall können wir als Alternative Lidocain einsetzen. Manchmal entsteht bei der Injektion ein Hämatom, ein „blauer Fleck“, der sich aber von selbst zurückbildet. Selten kommt es zu einem Gefühl wie bei einem Muskelkater oder ein Zerschlagenheitsgefühl wie bei einer Grippe. In der Naturheilkunde ist das ein bekanntes Phänomen und wird oft auch „Erstreaktion“ genannt- gewissermaßen ein Zeichen, daß man ins Schwarze getroffen hat und der Körper massiv arbeitet.
Wenn wir größere Mengen von Procain verwenden, entsteht oft ein Gefühl von Benommenheit wie nach einigen Gläsern Champagner für circa eine viertel Stunde. Deshalb immer eine Ruhepause von mindestens einer halben Stunde nach der Behandlung einplanen und am gleichen Tag nicht selbst mit dem Auto fahren! Schwerere Nebenwirkungen sind bei richtiger Anwendung der Neuraltherapie extrem selten. Dabei könnte es sich um Irritationen von Nerven, Gefäßen oder Organen durch die Injektionsnadel handeln. Aber auch diese bilden sich in der Regel von selbst zurück. Falls bei ihnen wider Erwarten doch einmal eine Nebenwirkung auftreten sollte, sagen sie uns bitte Bescheid, damit wir ihnen weiter helfen können.
Procain wurde 1905 entdeckt und wird seitdem in der Medizin eingesetzt. Richtig angewendete Neuraltherapie ist ein äußerst nebenwirkungsarmes Verfahren. Procain ist unter anderem auch deshalb als lokales Betäubungsmittel so beliebt, weil es eine sehr kurze Halbwertszeit (die Zeit, in der die Hälfte des Mittels schon nicht mehr wirkt) von nur wenigen Minuten hat. D. h., die Wirkungen (und damit auch mögliche Nebenwirkungen) sind normalerweise spätestens nach einer halben Stunde beendet, das Mittel ist somit hervorragend steuerbar. Procain wirkt also: schmerzhemmend, entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, sympathicuslösend, energiezuführend.