Ein wesentlicher therapeutischer Schwerpunkt der Praxis ist die Anwendung von Neuraltherapie, deshalb hier einige Informationen zu dieser Therapie.
Die Neuraltherapie wurde in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts von den Gebrüdern Ferdinand und Walter Huneke entdeckt und zählt zu den Naturheilverfahren. In grundlegenden Forschungen hatte u. a. Prof. Speranski (1936) die Bedeutung des vegetativen Nervensystems erkannt und die „Neural-Pathologie“ begründet, woraus dann der Name „Neural-Therapie“ entstand. Es geht um die Wiederherstellung und Unterstützung der Selbstregulation des Organismus, die z. B. durch Störfelder wie Narben gestört sein kann. Grundprinzip ist die Injektion eines lokalen Betäubungsmittels meist 1% Procain (= Novocain) an bestimmte Stellen, wobei verschiedene Ziele erreicht werden sollen:
1. DIREKTE BEHANDLUNG DES SCHMERZENDEN KÖRPERTEILS (LOCUS DOLENDI THERAPIE)
Hierbei wird das Procain direkt dorthin gespritzt, wo es weh tut, also z. B. am Rücken in die Muskeln, welche die Dornfortsätze umgeben. Man nennt dies auch „therapeutische Lokalanästhesie“ (TLA). Diese (sehr kurz andauernde) lokale Betäubung (Anästhesie) kann oft schon den Teufelskreis des Schmerzgeschehens durchbrechen (Schmerz führt zur Verkrampfung, dies führt zu verminderter Durchblutung mit Übersäuerung und dies führt wieder zu Schmerz) und damit die Schmerzursache beseitigen. Procain erweitert außerdem die Gefäße, d. h. es strömt mehr Blut in die behandelte Region, viele Patienten haben ein Wärmegefühl oder ein Gefühl von Leichtigkeit (z. B. sehr gut bei Diabetes mellitus-bedingter Durchblutungsstörung oder bei Muskelschmerzen aufgrund von Verspannungen).
2. BEHANDLUNG IM SEGMENT/ IN DER REGION
In der Medizin sind die sogenannten „Headschen Zonen“ bekannt: Während der Embryonalentwicklung entstehen die Anlagen für innere Organe aus der gleichen Region wie bestimmte Muskeln am Rücken. Nun kann man umgekehrt über diese Muskelareale auf der Rückenhaut auch die dazugehörigen inneren Organe behandeln.
3. BEHANDLUNG MIT FERNWIRKUNG (Z.B. STÖRFELDER, „SEKUNDEN-PHÄNOMEN“)
Dies ist eine der aufsehenerregendsten Entdeckungen der Gebrüder Huneke. Bei der Behandlung einer vernarbenden Knochenhautentzündung am rechten Schienbein verschwanden völlig überraschend auch Beschwerden an der linken Schulter. Hier hatte eine Narbe als sogenanntes „Störfeld“ die normale Grundregulation des Organismus derart nachhaltig gestört, dass der Schulterschmerz die Folge war. Erst durch das „Ausschalten“ des Narbenstörfeldes konnte die normale Regulation wieder stattfinden. Wir stellen diesen Effekt der Beschwerdeauslöschung binnen Sekunden auch bei der Injektion in die Vene der Ellenbeuge fest.
4. BEHANDLUNG DES VEGETATIVEN NERVENSYSTEMS
Das vegetative Nervensystem steuert alle unbewusst ablaufenden Vorgänge im Körper, wie Verdauung, Herzschlag etc. Deshalb heißt es auch „autonomes“ Nervensystem. Es besteht aus zwei Anteilen, dem Sympaticusnerven (wird aktiviert bei Streß und Anspannung) und dem Parasympaticusnerven (wird aktiviert bei Ruhe und Erholung, auch Vagus-Nerv genannt). Mit Procain kann nun das vegetative Nervensystem direkt behandelt werden. Procain wirkt sympatholytisch, d. h. dämpfend auf die Wirkung des Nervus Sympathicus, der „überspannte Streßnerv“ wird gelöst. Das bedeutet, dass die Selbst-Steuerung der Gewebe erleichtert wird, das vegetative Nervensystem kann seinen Aufgaben leichter nachkommen. Zusammengefasst: Procain wirkt also über die Nervenfasern des vegetativen Nervensystems und löst die „Sympathikusverkrampfung“.
5. REVITALISIERUNG / VORBEUGUNG
Wer kennt das nicht, das Gefühl, abgespannt zu sein, müde und ohne Schwung. Mit Procain können den Zellen elektrische Ladungen zugeführt werden, vergleichbar mit einer Batterie, die aufgeladen wird. Der Mechanismus läuft über die Mitochondrien, die „Kraftwerke“ der Zellen. Procain stimuliert ein
wichtiges Enzym (Cytochrom P-450), welches an der Energiegewinnung in den Zellen (über ATP) direkt mitwirkt; die Zelle kann somit leichter ATP herstellen.
Das hat den Effekt wie das „Aufladen einer Batterie“ oder mehr „Schwung unter den Flügeln“ zu haben. Die Widerstandskraft und die Spannkraft erhöhen sich, man ist „fitter“ und wird weniger leicht krank. Frau Prof. Dr. Aslan, eine rumänische Ärztin, hat diese Therapierichtung in den siebziger Jahren bekannt gemacht, sie gilt heute noch als „Jungbrunnen“ z. B. für Filmstars.
Abb. 1: Prof. Dr. Ana Aslan – Antiaging researcher and developer of GH3
(Gerovital), the „Romanian Youth Drug“ – Bildquelle:
http://www.ecouri.go.ro/
MÖGLICHE NEBENWIRKUNGEN DER NEURALTHERAPIE
Sehr selten kommt es zu Unverträglichkeiten, die meistens auf das gesetzlich vorgeschriebene Konservierungsmittel in den Durchstichfläschchen zurückzuführen sind. In diesem Fall können wir als Alternative Lidocain einsetzen. Manchmal entsteht bei der Injektion ein Hämatom, ein „blauer Fleck“, der sich aber von selbst zurückbildet. Selten kommt es zu einem Gefühl wie bei einem Muskelkater. Wenn wir größere Mengen von Procain verwenden, entsteht oft ein Gefühl wie nach einigen Gläsern Champagner für maximal eine viertel Stunde. Deshalb immer eine Ruhepause von mindestens einer halben Stunde nach der Behandlung einplanen und am gleichen Tag nicht selbst mit dem Auto fahren! Schwerere Nebenwirkungen sind bei richtiger Anwendung der Neuraltherapie extrem selten. Dabei könnte es sich um Irritationen von Nerven, Gefäßen oder Organen durch die Injektionsnadel handeln. Aber auch diese bilden sich in der Regel von selbst zurück. Falls bei ihnen wider Erwarten doch einmal eine Nebenwirkung auftreten sollte, sagen sie uns bitte Bescheid, damit wir ihnen weiter helfen können.
PROCAINWIRKUNGEN
Procain wurde 1905 entdeckt und wird seitdem in der Medizin eingesetzt. Richtig angewendete Neuraltherapie ist ein äußerst nebenwirkungsarmes Verfahren. Procain ist unter anderem auch deshalb als lokales Betäubungsmittel so beliebt, weil es eine sehr kurze Halbwertszeit (die Zeit, in der die Hälfte des Mittels schon nicht mehr wirkt) von nur wenigen Minuten hat. D. h., die Wirkungen (und damit auch mögliche Nebenwirkungen) sind normalerweise spätestens nach einer halben Stunde beendet, das Mittel ist somit hervorragend steuerbar. Procain wirkt also: schmerzhemmend, entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, sympathicuslösend, energiezuführend.